Geigenunterricht

Wie stimmt man eine Geige? – Eine ausführliche Anleitung für Anfänger

Die Geige ist ein sensibles, klangvolles und faszinierendes Instrument. Doch bevor man sie spielen kann, ist es unerlässlich, sie richtig zu stimmen. Eine verstimmte Geige klingt nicht nur unangenehm, sondern kann auch das musikalische Gehör beeinträchtigen. In diesem Text erfährst du, wie man eine Geige korrekt stimmt – sowohl mit Hilfsmitteln als auch nach Gehör.

Die vier Saiten der Geige

Eine Geige hat vier Saiten, die in Quinten zueinander gestimmt sind. Von der tiefsten bis zur höchsten Saite lauten sie:

1. G – die tiefste Saite (G3)

2. D – die nächste Saite (D4)

3. A – die zweithöchste Saite (A4, 440 Hz)

4. E – die höchste Saite (E5)

Ein häufiger Merksatz zur Erinnerung auf Deutsch lautet:

„Ganz Dicke Alte Esel“ – G, D, A, E

Was du zum Stimmen brauchst

• Stimmgerät (Tuner) oder eine Stimm-App

• Feinstimmer (meist am Saitenhalter der Geige angebracht)

• Wirbel (am Wirbelkasten) – für grobe Stimmung

• Optional: Klavier, Stimmgabel oder ein anderes Referenzinstrument

Methoden zum Stimmen der Geige

1. Mit einem Stimmgerät (digital oder App)

Dies ist die sicherste Methode, besonders für Anfänger:

1. Schalte das Stimmgerät ein (z. B. „GuitarTuna“ oder „Cleartune“).

2. Halte es nah an die Geige oder befestige es mit einem Clip am Steg.

3. Spiele nacheinander jede Saite mit dem Bogen an (Pizzicato ist weniger genau).

4. Das Gerät zeigt an, ob der Ton zu hoch oder zu tief ist.

5. Nutze zunächst den Feinstimmer. Falls die Abweichung zu groß ist, drehe vorsichtig am Wirbel.

Wichtig: Immer in kleinen Schritten arbeiten, besonders bei den Wirbeln, da diese empfindlich sind und die Saiten leicht reißen können.

2. Nach Gehör (für Fortgeschrittene)

Diese Methode erfordert ein geschultes musikalisches Gehör:

1. Stimme zuerst die A-Saite (Referenzton A = 440 Hz, z. B. von einer Stimmgabel).

2. Danach stimmst du die anderen Saiten in Quinten dazu:

• G-Saite = Quinte unter D

• D-Saite = Quinte unter A

• E-Saite = Quinte über A

Du kannst die Intervalle durch Doppeltöne kontrollieren, indem du zwei Saiten gleichzeitig spielst. Es sollte ein reiner, schwebungsfreier Klang entstehen.

3. Stimmen mit Klavier oder Keyboard

Wenn du Zugang zu einem Klavier hast, kannst du die folgenden Töne verwenden:

• G-Saite = G3

• D-Saite = D4

• A-Saite = A4

• E-Saite = E5

Spiele den Ton auf dem Klavier und gleiche ihn mit dem Geigenton ab.

Die Rolle von Wirbeln und Feinstimmern

• Feinstimmer: Ideal für kleine Korrekturen. Besonders bei der E-Saite fast immer vorhanden.

• Wirbel: Werden für größere Stimmungskorrekturen verwendet. Dabei immer leicht nach innen drücken, damit der Wirbel nicht zurückdreht.

Wenn ein Wirbel nicht hält, kann spezieller Wirbelseife oder Kreide helfen. Alternativ gibt es auch moderne Feinwirbel mit integriertem Getriebe.

Typische Anfängerfehler

• Zu starkes Drehen der Wirbel → Saite kann reißen.

• Verwechseln der Saiten → G-D-A-E genau merken!

• Ziehen statt Drücken am Wirbel → dann hält er nicht.

• Stimmen mit zu viel Kraft am Bogen → lieber sanft anstreichen.

Tipps für das tägliche Stimmen

• Stimme jedes Mal vor dem Üben.

• Stimme bei Temperatur- oder Feuchtigkeitsschwankungen unbedingt nach.

• Benutze den Bogen, nicht Pizzicato, zum Stimmen – der Ton ist klarer und genauer.

• Achte auf die Intonation beim Spielen – eine verstimmte Geige führt auch zu falscher Intonation.